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Die Neuerscheinung vom Frühjahr 2011
"Das Schlagen der Trommeln zerriss die
sternlose Nacht. Jiri stampfte endlos im Rhythmus der Schläge um das Feuer. Er
fühlte sich eins mit den Jägern, eins mit dem Feuer und eins mit den Geistern
der Ahnen. Nur den Geist des Vaters spürte er nicht. Und er sehnte sich doch so
verzweifelt nach ihm. Wie durch die Wasseroberfläche des Sees sah er seine
Mutter. Sie lag neben der Trage und halb auf der Hülle des Vaters, die von der
Lammfelldecke verborgen wurde. Lona hatte keine Kraft mehr zum Weinen. Nessa saß
bei ihr, die anderen Frauen kauerten im Kreis um sie herum und wogen ihre Körper
im Rhythmus der Klagelaute. Jiris Beine stampften von selbst, schneller und
schneller, das Trommeln füllte ihn ganz aus, sein Körper begann sich zu winden
und zu drehen, wie eine Schlange im Todeskampf. Im nächsten Moment spürte er die
Hufe, die ihn zertraten und schrie. Fredo, der in seiner Nähe geblieben war,
sprang zu ihm und hielt ihn fest, bis er sich beruhigt hatte. Dann führte er ihn
vom Feuer weg zu einem der Felle. Jiri ließ sich darauf fallen. Fredo reichte
ihm einen Krug mit Wasser.
„Ich habe die Hufe der Pferde gespürt!“, schluchzte Jiri.
„Es ist bald vorbei!“, beruhigte ihn Fredo. „Die Geister der getöteten Pferde
werden zu den Ahnen gehen.“ Wie früher der Vater, nahm er Jiri fest in den Arm.
Schweigend sahen sie zu, wie die Jäger um das Feuer tanzten. Als Letztes
erblickte Jiri Toto, der am wildesten von allen sprang, dann fielen ihm die
Augen zu ..."
Birgitt Flögel erzählt die Geschichte vom 11 jährigen Jiri, der in einem
steinzeitlichen Pfahldorf aufwächst. Auf seiner ersten Jagd muss er mit ansehen,
wie Wildpferde den Vater zu Tode trampeln. Jede Nacht träumt er vom Vater der
ihm eine Botschaft aus dem Reich der Ahnen übermitteln will. Die Heilerin Nessa
schickt ihn auf eine Traumreise um den Geist des Vaters zu treffen. Allerdings
ist Jiri noch nicht stark genug um seinen Auftrag klar zu verstehen. Er versorgt
Mutter und Geschwister während des folgenden Winters. Neben einer Hungersnot
müssen die Dorfbewohner einen Brand durchleiden. Toto, der große Konkurrent des
verstorbenen Vaters drängt sich in die Familie, Gewalt und Unfrieden bringend.
Jiri verspürt ein tiefes Misstrauen diesem Mann gegenüber.
Um seine Familie vor dem Hungertod zu retten, will Jiri den Bruder des Vaters
suchen. Dieser war Jahre zuvor nach Süden aufgebrochen und lebt seither hinter
den schier unüberwindlichen Himmelsbergen. Jiri kommt auf diese Reise beinahe
um, nur Fredo, sein bester Freund, kann ihn retten.
Nach Jiri’s Rückkehr ins Dorf wird Toto als Mörder seines Vaters entlarvt,
verbannt und verjagt. Jeko, der Bruder des Vaters kehrt aus den Himmelsbergen
zurück und bringt eine neue Heilerin mit. Fredo, der Freund Jiris wird zum neuen
Führer des Dorfes. Die Zeit der Jäger geht zu Ende. Jiri weiß nun, was ihm sein
Vater übermitteln wollte. .
Birgitt Flögel verleiht in ihrem spannenden Roman den Menschen aus der
steinzeitlichen Dorfwelt eine phantasievolle und spürbare Lebendigkeit.
Eindrucksvoll hat sie sich in das Denken und Fühlen der Menschen versetzt und
ihre Sympathie für ihren Helden und seine Freunde strahlt aus jeder Buchseite.
Jiri - Der Junge aus dem Pfahldorf
Taschenbuch mit 270 Seiten
ISBN: 978-3-87336-381-6
€ 9,95 (D), € 10,30 (A)
April 2011
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